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GYURI

Gyuri und ich waren gleich alt. Ich wurde im Mai geboren, Gyuri im Juni desselben Jahres. Wir lebten beide in Rákospalota. Seit unserer Kindheit waren wir Freunde und im Mai 1944 wurden wir beide zur Zwangsarbeit in die ungarischen Armee eingezogen, sogar in die gleiche Kaserne.
Wir hielten zusammen, wir halfen einander bis zum Befehl zur Evakuierung, der unser Lager ungefähr am 27. März 1945 erreichte.

Weil ich an Fleckfiebertyphus erkrankt war und kaum gehen konnte, brachte mich Gyuri zur Quarantänebaracke in der sogenannten „Hölle“ und dort verabschiedeten wir uns. Er dachte, er würde mich nie wieder sehen. Er wurde aus dem Lager heraus auf einen der Todesmärsche jüdischer Zwangsarbeiter nach Mauthausen geschickt.

Nach seiner Befreiung aus Mauthausen kehrte er nach Rákospalota zurück. Seine Mutter und seine Schwester Klara hatten beide Auschwitz überlebt. 1949 emigrierten Gyuri, seine Mutter und seine bereits verheiratete Schwester mit ihrem Mann nach Israel.

Viel später, 1965, emigrierte Gyuri in die USA und ließ sich in Kalifornien nieder. Nachdem meine Familie und ich 1956 nach Amerika ausgewandert waren, siedelten wir uns an der Ostküste in Brooklyn, New York, an.

Gyuri besuchte regelmäßig einmal im Jahr seine Mutter und Schwester in Israel. Immer wenn er nach Israel reiste, plante er einen kurzen Aufenthalt in New York ein um mich und meine Familie zu besuchen. 

1980 ist Gyuri gestorben.




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