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TAG 3, SONNTAG 12. JUNI

Am Nachmittag steigen wir am Wiener Südbahnhof in den Zug, der uns von Wien nach Graz bringen wird. In Graz werden wir in einen Lokalzug nach Fehring umsteigen. Die Fahrt dauert nahezu vier Stunden. Österreich ist kein kleines Land, aber man kann mit dem Zug in wenigen Stunden von einem Ende zum anderen reisen. Im Vergleich dazu würde die Zugfahrt von New York nach LA eine Woche benötigen! Der Blick aus dem Zugfenster zeigt idyllische Dörfer. Ein Bauernhof löst den anderen ab. Grün, soweit das Auge reicht. Die schönen Häuser wirken, als würden sie direkt aus The Sound Of Music stammen. Der Zug klettert einen Berg hinauf und wir stellen uns vor, wie das Ganze im Winter bei Schnee aussehen würde. 

In Fehring treffen wir auf Herrn Schober, der uns nach St. Anna am Aigen bringt, das etwa 25 Minuten entfernt liegt. Dort beginnen wir unverzüglich unsere Reise in die Geschichte.



 

 

 

 In St. Anna fuhr uns Herr Schober direkt zum alten Schulhaus. Mir erschien das Gebäude vollkommen fremd. Ich konnte mich nicht erinnern, es jemals zuvor gesehen zu haben. Man sagte mir, das Haus sei im Laufe der Jahre etwas restauriert und regelmäßig instand gehalten worden und das würde vermutlich zu meiner Verwirrung beitragen. Sechzig Jahre lang hatte ich in dem Glauben gelebt, unsere Unterkunft sei im Schulgebäude gewesen. Und es gibt auch umfassende Dokumente in Archiven, die darauf hinweisen, dass ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter im Schulgebäude untergebracht waren. Ich erinnerte mich an ein einstöckiges Haus und dieses Gebäude hier umfasste zwei Stockwerke. Ich hatte meine Zweifel. Waren wir im richtigen Dorf? Waren wir im richtigen Land? Waren wir im richtigen Universum? Oder war das Ganze nur ein Alptraum? Ein teuflischer Trick? Oder einfach eine Fata Morgana?

 




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